Das Leben des Michael Jackson mit Reportern wie Martin Bashir
Am 06.02.2003 sendete ein TV-Sender ein Interview mit Michael Jackson und verkaufte es als Dokumentation: ein TV-Ereignis mit einem Briten, der Martin Bashir heißt und sich Journalist nennt. 1. Ursprünglich war Martin Bashir Sportjournalist, nachdem er einen Abschluss in Theologie gemacht hatte. Irgendwann kam er bei der BBC unter und machte sich 1995 einen Namen damit, Prinzessin Diana in Verruf zu bringen. 2002 wandte sich Martin Bashir Michael Jackson zu. Nachdem auch Michael Jackson die Arbeitsweise des Martin Bashir kennengelernt hatte, beurteilte er den Mann wie folgt:
„Bashir. Der Kerl ist eine Ratte.“
Michael Jackson, im spontanen Rückblick. 2
Journalist Martin Bashir grabschte 2003 nach dem jüngsten Kind von Michael Jackson, während Jackson versuchte, seinem Kind die Flasche zu geben und gleichzeitig dessen Gesicht nicht der Kamera preiszugeben.
Quelle: „Living with Michael Jackson“ (Michael Jackson Hautnah), Granada TV mit Martin Bashir.
Martin Bashir, der das Volk gegen Prinzessin Diana aufwiegelte … und gegen den King of Pop Michael Jackson
Die Briten kannten die „Ratte“ Martin Bashir, welche schon 1995 das britische Königshaus hatte erzittern lassen. Es war Martin Bashir, der sich Zugang zu Prinzessin Diana erschlich und sie dazu brachte, in einem Interview mit ihm für weltweite Schlagzeilen zu sorgen. Martin Bashir fälschte Dokumente, verschaffte sich darüber Zugang zu Prinzessin Diana, setzte sie mit den Fälschungen unter Druck und spielte ihr falsche Tatsachen vor. Bashir geriet über die Vorwürfe aus dem englischen Königshaus in Verruf. Allein in Großbritannien ermittelte die Medienaufsicht drei Mal gegen Martin Bashir. Im Jahr 2020 wurden die Kritik und die journalistischen Verstöße des Martin Bashir erneut zum Thema: Earl Charles Spencer, der Bruder von Prinzessin Diana und ihre Kinder, Prinz William und Harry forderten eine öffentliche Untersuchung gegen den Journalisten und erhoben schwere Vorwürfe. In der Untersuchung durch ranghohe Richter wurden die Fälschungen des Martin Bashir und seine gravierenden Verstöße gegen die Regeln des Journalismus festgestellt. Verleumdung wurde Bashir vorgeworfen und die Strafverfolgungsbehörden befassten sich mit ihm. 2021 trennten sich die Wege der BBC und Martin Bashir. Was für Bashir übrigbleibt, ist der Ruf eines Tabloid-Journalisten, der jegliche journalistische Werte der sensationellen Schlagzeilen wegen verkauft hatte.
Martin Bashir ist einer der Sargnägel von Prinzessin Diana und von Michael Jackson.
„[Prinzessin Diana] und Mr. Jackson verband Freundschaft und ein Gefühl der Gemeinschaft …“
Rechtsanwalt Thomas Mesereau im Eröffnungsplädoyer am 28.02.2005.
2002 verschaffte sich Martin Bashir über einen Mann, der als „Löffelbieger“ in den 1970ern bekannt geworden war, den Weg in das amerikanische Königshaus und interviewte den König des Pop, Michael Jackson. Der Name des „Löffelbiegers“, der die Welt zum Narren gehalten hatte, ist Uri Geller. Kollegen beschimpfen Geller als „Betrüger“. Er selbst beschrieb sich als „besessen von Ruhm und Geld“. Um die Jahrtausendwende verschaffte Geller sich Zutritt in die Welt des Michael Jackson, an dem er sich bereicherte. Uri Geller soll eine hohe Geldsumme von Martin Bashir bekommen haben, um 2002 für den Journalisten den Weg zur Dokumentation „Living with Michael Jackson“ zu bereiten. Geller forderte von Martin Bashir einen 5%igen Anteil vom Gewinn an „Living with Michael Jackson“ (Michael Jackson-Hautnah).
Die Arbeitsethik des Journalisten Martin Bashir
„[Martin Bashir] rief Uri Geller an, er sprühte nur vor Schmeicheleien. Er sagte, er bewundere, was Michael für die Kinder auf der ganzen Welt getan habe. Er bezog sich speziell auf Michaels Besuche bei kranken Kindern in Krankenhäusern auf der ganzen Welt. Er sagte: „Ich bewundere das so sehr. Wir müssen das besser fördern. Wir müssen einen Dokumentarfilm machen, der der Welt zeigt, was für ein Mensch Michael ist, und wir werden uns auf Kinder konzentrieren.“ [Martin Bashir] hatte konkrete Ideen. Er erzählte Uri Geller, dass Michael Jackson schon immer einen internationalen Kindertag wollte, ähnlich wie den Muttertag oder den Vatertag. Und er erzählte Uri Geller, dass er Michael Jackson zu einem Treffen mit Kofi Annan, dem Generalsekretär der Vereinten Nationen, bringen wollte, und er hoffte, dass Michael dadurch Afrika besuchen und an AIDS erkrankten Kindern helfen würde. Er sagte zu Uri Geller: „Ich kann das erreichen“, und Geller war sehr interessiert. Geller arrangierte ein Treffen zwischen Michael Jackson und Martin Bashir in London. Und Bashir spielte dort das gleiche Theater ab, das ich gerade beschrieben habe: „Sie werden missverstanden. Was Sie getan haben, ist so phänomenal. Die Welt muss das wissen. Ich bin derjenige, der am besten in der Lage ist, dieses Projekt durchzuführen, damit die Welt wirklich versteht, wer Sie sind und was Sie erreicht haben.“
Rechtsanwalt Thomas Mesereau im Eröffnungsplädoyer am 28.02.2005, als „Das Volk“ Michael Jackson den Prozess machte. 3
Und [Martin Bashir] zeigte [Michael Jackson] einen etwas zerknüllten Brief, von Prinzessin Diana, in dem sie ihn für die Art und Weise lobte, wie er ihr Interview geführt hatte. Alles war zuckersüß und schön und alles war gut. Leider war es falsch. Es war eine Täuschung Par excellance. Das Treffen wurde arrangiert. Michael traf sich mit Mr. Bashir. Er stimmte zu, den Dokumentarfilm zu machen, weil er glaubte, was ich Ihnen gerade erzählt habe.“
Es spricht vieles dafür, dass Martin Bashir dieses Dokument ebenso fälschte, wie das Dokument, mit dem er Prinzessin Diana dazu gebracht hatte, ihm das Interview zu gewähren.
„Martin Bashir beschloss, dass der beste Weg, an Michael Jackson heranzukommen, eine Form der Schmeichelei ist. „Ich werde ihm meine wahren Absichten verheimlichen, und ich werde diesen kleinen Punkt der Verwundbarkeit finden, der ihn zu mir bringt, damit ich mit ihm arbeiten kann und dieses Projekt bekomme, das mich reich machen wird. […] [Martin Bashir] wollte, dass es ein Skandal wird, und er wollte reich werden.„
Rechtsanwalt Thomas Mesereau im Eröffnungsplädoyer am 28.02.2005, als „Das Volk“ Michael Jackson den Prozess machte. 4
Wie Martin Bashir Michael Jackson zu „Living with Michael Jackson“ (Michael Jackson – Hautnah) überredete
„Lassen Sie mich Ihnen einen Eindruck davon vermitteln, was Bashir zu Michael Jackson sagte, um ihn zu diesem Projekt zu bewegen:
Rechtsanwalt Thomas Mesereau im Eröffnungsplädoyer am 28.02.2005. 5
Am 23. Juli 2002 schickte er einen Brief an Michaels Assistenten. [Martin Bashir] hatte einen Handlungsplan für die Dreharbeiten auf Neverland.
Er sagte, dass sie am 29. Juli Michael mit einer großen Gruppe von Kindern, etwa fünfzig, zeigen wollten, wie [Michael] sie willkommen heißt und mit ihnen sein außergewöhnliches Zuhause teilt. Damit ihr Leben für einen Tag bereichert werden kann, wenn sie Michael mit den Kindern auf den Fahrgeschäften sehen und dann mit ihnen in sein Kino gehen, um einen Film zu sehen. Am nächsten Tag, Dienstag, den 30. Juli: „Ich hoffe, dass Mac Culkin für einen Besuch zur Verfügung stehen wird“. [Macaulay Culkin] ist ein sehr enger Freund von Michael und hat ihn über die Jahre hinweg unterstützt. Das ist Macaulay Culkin, der Schauspieler.
Mittwoch, 31. Juli, ein Tag, an dem wir mit Michael, dem musikalischen Genie, arbeiten, den Song hören, den er für das internationale Kinderfest geschrieben hat, und uns einige Tonbänder aus seiner außergewöhnlichen Karriere ansehen und über 30 Jahre Erfolg nachdenken.„
„Donnerstag, 1. August, ein Spaziergang durch Neverland, den Zoo und all die anderen Attraktionen, die sowohl für Michael als auch zum Nutzen anderer gebaut wurden. Die wunderschöne Landschaft ermutigt uns alle, wieder „wie kleine Kinder“ zu werden.„
Rechtsanwalt Thomas Mesereau im Eröffnungsplädoyer am 28.02.2005.
Anmerkung: 2001 propagierte Michael Jackson die Philosophie, dass wir Erwachsenen nichts anderes sind als „verlorene Kinder“. Und das es gilt, dieses verlorene Kind in uns wieder zurückzuholen. Jackson steckte diese Botschaft in seine Musik: The Lost Children. Mit in einer Botschaft aus Rod Serlings „Twilight Zone“ und „Kick The Can“:
„Freitag, 2. August, nächtliche Fahrt durch L.A., wie Michael immer noch mit den Innenstädten verbunden ist und wie er sich von den Ghetto-Kids für seine Tanzszenen inspirieren ließ.
Rechtsanwalt Thomas Mesereau im Eröffnungsplädoyer am 28.02.2005.
„Ich werde dich morgen anrufen, um das zu klären, aber ich hoffe, dass es möglich sein wird. Die Reise nach Afrika und der Besuch bei den Vereinten Nationen befinden sich natürlich noch im Anfangsstadium der Planung, aber ich werde dir sicherlich alle Einzelheiten mitteilen, sobald die Dinge bestätigt sind.“
Sie werden erfahren, meine Damen und Herren, was Bashir zu Michael von Angesicht zu Angesicht sagte, als er dieses Projekt durchführte, ein Projekt, das darauf ausgelegt ist, Michael zu demütigen, zu erniedrigen und zu täuschen. „Ich habe drei Kinder, und um ehrlich zu sein, habe ich viel gelernt“, sagte [Martin Bashir] in Bezug auf Michael und die Kinder. Er sagte zu Michael: „Weißt du, niemand fragt dich danach, wie du an Kinder herangehst, wie du Kinder liebst, was du für Kinder tust und wie du deine eigenen Kinder erziehst.“ Er sagte: „Niemand stellt Michael jemals solche Fragen. Alle fragen immer diese ignoranten Dinge“, und [Martin Bashir] nannte diese Leute „Abschaum“.
[Martin Bashir] sagte zu Michael: „Neverland ist ein außergewöhnlicher, ein atemberaubender, ein überwältigender, ein erheiternder, ein erstaunlicher Ort. Ich kann keine Worte finden, um Neverland zu beschreiben“, schmeichelte Michael und versuchte, ihn in sein Verderben zu führen. Er sagte: „Eines der Dinge, die mich verwirren, die ich nur schwer verstehen kann, ist, warum ein Künstler wie du, der so wunderschöne Musik in die Welt gebracht hat, der für die meisten von uns, die Melodie zu ihrem Leben geschrieben hat, mein Leben – mein Liebesleben wurde zum Teil von deinen Platten geprägt – warum ich es so schwer zu verstehen finde, warum die Leute, nachdem du das in die Welt gebracht hast, so schnell dabei sind, dich zu kritisieren.“
[Martin Bashir] sagte, mit Michael und den Kindern zusammen zu sein, sei wie eine wunderschöne Reise gewesen. Er sagte zu Michael Jackson: „Eines der Dinge, die mir im letzten Jahr an dir aufgefallen sind, ist deine Beziehung zu deinen Kindern. Ihre Beziehung zu deinen – und ich muss dir sagen, dass ich dich vorher nicht kannte, aber deine Beziehung zu deinen Kindern ist spektakulär. Es rührt mich fast zu Tränen, wenn ich dich mit ihnen sehe, denn euer Umgang ist so natürlich, liebevoll und fürsorglich, und jeder, der mit dir in Kontakt kommt, weiß das.“
[…] Mr. Bashir reiste mit Michael durch Europa und die Vereinigten Staaten, verbrachte Zeit in Neverland. Er brauchte etwa acht Monate, um den Film zusammenzustellen.
Und in diesem Dokumentarfilm sagt Michael Jackson ganz klar: „Ich mache nichts Sexuelles mit Kindern. Ich begehe keine Verbrechen.“
Michael Jackson gab Martin Bashir seine Einwilligung für die Dokumentation. Unter einer Bedingung: Das Geld, was er, Michael Jackson, aus dieser Dokumentation erhalten würde, sollte für soziale Zwecke gespendet werden. Uri Geller forderte ein persönliches Honorar für seine Dienste und einen 5% Anteil am Nettoerlös des Filmes. Und das handelte Geller mit Martin Bashir aus. Und nicht mit Michael Jackson.
Die Dokumentation mit Martin Bashir nutzte Michael Jackson, um seine Philosophie zu proklamieren: Zuwendung, Liebe, Spiel und Freude sind existenziell für die Heilung an Körper und Geist Erkrankter. Alt und Jung. Aufenthalte an einem Ort wie Neverland, an dem Spielen und Freiheit erlaubt sind und die Sorgen draußen bleiben, sind während der Heilungsprozesse … heilsam.
Michael Jackson zahlte jährlich viele Millionen Dollar dafür, um den Menschen einen sorgenfreien Aufenthalt in Neverland bieten zu können. Und in „Living with Michael Jackson“, diesem Film von Martin Bashir, lieferte Michael Jackson den Beweis für den Erfolg seiner Philosophie am Beispiel des 13-jährigen Gavin Arvizo.
„Meet the family“: Die zweiten Ankläger im Prozess von 2003 gegen Michael Jackson
Im Jahr 2003 war Gavin Arvizo dreizehn Jahre alt. Gebeutelt mit einem Dasein unter der Armutsgrenze, einem zerstrittenen Elternhaus, einem prügelnden Vater, der Prominente anbettelte und einer psychisch nicht voll funktionsfähigen Mutter, war der zehnjährige Gavin Arvizo 2000 an einem furchtbaren Krebs erkrankt, der ihm die Kindheit kostete. Von der Schulmedizin aufgegeben, hatte man der Familie empfohlen, sich auf die Beerdigung des Kindes vorzubereiten.
Doch dann war die Familie Arvizo in das Leben des Michael Jackson getreten. Michael Jackson lebte seine historisch gut dokumentierte Philosophie und schenkte im Sommer 2000 dem kranken, von Chemotherapie gepeinigten Zehnjährigen Aufmerksamkeit, Spielzeug, ein Laptop, eine Bluttransfusion und der Mutter ein Auto. Mindestens zwei Monate lang soll Michael Jackson dreimal pro Woche das kranke Kind im Hospital angerufen und ihm außerdem Zuversicht und Freundschaft geschenkt haben. 6
Als der Zustand des krebskranken Gavin sich gebessert hatte, lud Michael Jackson ihn und seine Familie nach Neverland ein. Michael Jackson übernahm für die fünfköpfige Familie Kost und Logis und entwickelte für den kranken Jungen ein Mental-Programm, in dem Gavin sich vorstellen sollte, wie PAC-MAN den Krebs auffrisst. 7 Irgendwann wollte die Familie Arvizo Neverland gar nicht mehr verlassen.
„Ich mochte [Michael Jackson] sehr. […] Er war wie mein bester Freund auf der ganzen Welt.“
Gavin Arvizo, 2005 im Rückblick. 8
„Du sagtest, er war wie eine Vaterfigur für dich, richtig?“
“Ja.“
Bild: Im Jahr 2000 schenkte Michael Jackson dem von Krebs und Chemo-Therapie gezeichneten Gavin Arvizo Aufmerksamkeit und Neverland. (Aufzeichnung von Jacksons eigenem Kamerateam) Quelle: AP
Gavin Arvizos Krebserkrankung zog sich zurück. Und irgendwann Michael Jackson auch.
„Du hattest Michael Jackson viele, viele Monate lang nicht anrufen können, bevor du in der Bashir-Dokumentation gefilmt wurdest, richtig.“
Gavin Arvizo, 2005. 9
„Nein, ich war nicht in der Lage – nun, ich hatte keine Telefonnummer….“
Doch ein Jahr später, 2002, holte Michael Jackson für seinen Film mit Martin Bashir, der „Ratte“, das Paradebeispiel seiner Philosophie namens Gavin Arvizo als gesundetes Kind zurück in seine Welt.
„Gavin wollte offenbar zum Film, Michael sagte etwas in der Art: ‚Okay, betrachte das als dein Vorsprechen‘.
Ray Hultman, Juror Nummer 1 im März 2005 im Prozess „Das Volk gegen Michael Jackson“10
Nach einem kurzen Briefing vor der Filmaufnahme durch den Eigentümer Neverlands lief die Kamera des Martin Bashir. Und Gavin Arvizo setzte sich neben Michael Jackson aufs Sofa und der hielt dem Tode so nah gewesenem Kind die Hand. (Man spricht davon, dass es Martin Bashir gewesen sei, der die Idee hatte, dass Michael Jackson und Gavin Arvizo auf dem Sofa die Hand halten sollten.) Und die Quintessenz aus der Vorführung des größten Entertainers aller Zeiten ist die Erklärung seiner Gastfreundschaft, die die Welt bis heute erschüttert:
„Was ist falsch, das eigene Bett mit jemandem zu teilen? Du kannst mein Bett haben, wenn du willst, schlaf darin. Ich werde auf dem Boden schlafen. Es gehört dir. Immer das Beste für die Company.“
Michael Jackson, 2003.11,
„Die Arvizo-Jungs verbrachten die Nacht mit Michael Jackson. Sie schliefen nicht in einem Bett mit ihm. Sie schliefen im Bett. Und es ist wahr, Jackson schlief auf dem Boden.„
Staatsanwalt Tom Sneddon, 2005.12
Eine Anmerkung zum Statement Michael Jacksons in „Living with Michael Jackson“ vom 6. Februar 2003: Jacksons wohl fatalstes Statement in seiner 45-jährigen Karriere ist für die Öffentlichkeit und die Staatsanwaltschaft folgendes:
„Aber ich habe mit vielen Kindern in einem Bett geschlafen. Ich habe mit allen in einem Bett geschlafen, als Macaulay Culkin klein war: Kieran Culkin schlief auf dieser Seite, Macaulay Culkin auf dieser Seite, seine Schwestern auf dieser. „Wir gehen schlafen, ich decke sie zu und mache ein bisschen Musik an, und wenn es Zeit für eine Geschichte ist, lese ich ein Buch. Ich mache den Kamin an. Ich gebe ihnen heiße Milch, wir haben Kekse, es ist sehr zauberhaft, es ist sehr nett, es ist das, was die ganze Welt tun sollte. Wir haben uns alle ins Bett verkrümelt, weißt du. Wir wachten im Morgengrauen auf und stiegen in den Heißluftballon, wir hatten das Filmmaterial. Ich habe das ganze Filmmaterial.“ Bashir: „Aber ist das richtig, Michael?“ Jackson: „Es ist sehr richtig. Es ist sehr liebevoll, das ist es, was die Welt jetzt braucht, mehr Liebe, mehr Herz.“
Michael Jackson, 2003 im Interview mit Martin Bashir. 13,“„But I have slept in a bed with many children. I slept in a bed with all of them when Macauley Culkin was little: Kieran Culkin would sleep on this side, Macauley Culkin was on this side, his sisters in there. „We’re going to sleep, I tuck them in and I put a little like, …ähm, music on and when it’s story time I read a book. Put the fireplace on. I give them hot milk, you know, we have cookies, it’s very charming, it’s very sweet, it’s what the whole world should do. We all would just jam in the bed, you know. We would wake up like dawn and go in the hot air balloon, you know, we had the footage. I have all that footage.“ Bashir: „But is that right Michael?“ Jackson: „It’s very right. It’s very loving, that’s what the world needs now, more love more heart.“
Eine Anmerkung zu den Erinnerungen des Michael Jackson von 2003: Alle drei Culkin-Geschwister aus seinen Erinnerungen an die 1990er Jahre sind zum Zeitpunkt des Interviews lange erwachsen. Einer der Geschwister ist Schauspieler und ein ebenso berühmter Kinderstar, wie Michael Jackson einst gewesen war: Macaulay Culkin aus „Kevin allein zu Haus“. Macaulay Culkin sprach als Erwachsener wiederholt in der Öffentlichkeit und zusätzlich 2005 unter Eid vor Gericht Michael Jackson von jedem Verdacht sexueller Belästigung frei.
Macaulay Culkins resoluter Vater erklärte später, dass seine Kinder nie mit irgendeinem Erwachsenen in irgendeinem Bett geschlafen hätten.
Außerdem: Dieser Szene im Film des Martin Bashir über Michael Jackson, geht eine Szene voraus, die in der Endfassung den Zuschauern 2003 nicht gezeigt wurde. Ein Outtake, in dem Michael Jackson im Zusammenhang mit genau diesen Erinnerungen an „heiße Milch und Keksen“ einen Song aus einem Musical zitiert. Das Musical gilt als das Lieblingsmusical des Michael Jackson, es trägt den Namen „The Sound of Music“, („Meine Lieder – Meine Träume“) und stammt aus dem Jahr 1965. Die Hauptrolle spielte Julie Andrews. Michaels Lieblingsmusical zeigt viele Schweizer Berge, ein Kindermädchen wie Mary Poppins und außerdem Kinder, wie aus der Rotbäckchen-Werbung. Kinder, die unglaublich gut erzogen sind und adrett und mit erstaunten Augen hingebungsvoll lauschen, was Julie Andrews ihnen vorsingt. Eine Szene in „The Sound of Music“ zeigt sie alle gemeinsam nach einer wohlerzogenen Kissenschlacht auf einem Bett versammelt. Und wieder singt Julie Andrews in diesem Bett mit diesen Kindern. Sehr süß ist das alles und irgendwie hat die ganze Szenerie auch noch was von heißer Milch und Keksen. Und wieder singt Julie Andrews ein Lied. Titel: “My Favorite Things“ – Komponisten: Oscar Hammerstein/ Richard Rodgers.
„Raindrops on roses/And whiskers on kittens/Bright copper kettles and warm woolen mittens/Brown paper packages tied up with strings/ These are a few of my favorite things“.
Julie Andrews in „The Sound of Music“ 1965, zitiert von Michael Jackson in einem Outtake aus „Living with Michael Jackson“ mit Martin Bashir.
Im Outtake von Martin Bashirs Interview zitiert also Michael Jackson exakt aus diesem Musical und erklärt anschließend, dass er drei Teenager mit „heißer Milch und Keksen“ überredet haben soll, dass der Tag auf Neverland nun zu Ende sei. In der Realität aber lockten auf Neverland unzählige Videospiele. Und Karussells. Welcher Teenager lässt sich da von Keksen und heißer Milch locken? Verwechselte Jackson irgendwie sein Lieblingsmusical mit der harten Realität? Auch der durchs Interview führende Journalist Martin Bashir reagierte im Outtake entsprechend ärgerlich, als er Michael Jackson fragte – der wohl den nötigen Ernst für das Interview vermissen ließ – was er hier eigentlich vor ihm aufführt. Worauf Jacksons Antwort prompt lautet:
„Du kriegst, was du … Ich hatte dir gesagt, ich bin immer auf der Bühne.“
Michael Jackson 2002 im Outtake des Interviews mit Martin Bashir. 14
Aber vielleicht beschrieb Michael Jackson in der träumerischen „Milch und Kekse“ Szene, exakt jene Zuwendung, die er in seiner eigenen Kindheit so sehr gebraucht hatte. In einer Kindheit, die er auf Konzertbühnen und in Hotels verbracht hatte. Fern der eigenen Mutter. Hatte Michael Jackson in seiner eigenen Kindheit jemanden vermisst, der ihm „heiße Milch und Kekse“ und Zuwendung hätte geben sollen? Vermisste er ein Kaminfeuer, ein Buch und einen Erwachsenen, der sich liebevoll um Kinder kümmert? Michael Jackson selbst sollen in seiner Kindheit nur seine Brüder und ein geschäftstüchtiger Vater geblieben sein. Aber einen Erwachsenen in der Kindheit des Michael Jackson gab es dann doch, der diese Lücke mit Zuwendung und „Geschichten“ und „Milch“ füllte. Ein Erwachsener, der auf das Kind Michael nach seinen Auftritten tatsächlich mit „Milch“ auf ihn wartete: seine Lehrerin und Betreuerin Frau Rose Fine.
„Sie [Rose Fine] hat mir sehr geholfen, weil sie meine Hand gehalten und mich geknuddelt hat. Nach der Show rannte ich in ihr Zimmer. Wir lasen und tranken warme Milch, und ich brauchte das so sehr. Sie hat immer zu mir gesagt: „Die Tür ist offen“, und sie ließ ihre Tür offen. […] Sie nannte mich ihren Sohn. Wann immer man ins Flugzeug kam, sah man diese sieben kleinen schwarzen Kinder und einen schwarzen Vater, alle mit großen Afros, und diese weiße jüdische ältere Frau saß hinten. Sie wurde angehalten und gefragt: „Wer sind Sie?“ Sie antwortete: „Ich bin die Mutter.“ Das sagte sie jedes Mal […] Sie war etwas Besonderes. Ich brauchte sie. […]
Michael Jackson 2001 im Rückblick auf seine Kindheit und der bedingungslosen Liebe seiner Tutorin Rose Fine. 15
SB: Du glaubst also, dass bedingungslose Liebe auch von zwei Menschen gezeigt werden kann, die nicht blutsverwandt sind?
MJ: Oh mein Gott, ja, natürlich. Ich denke, ich habe es durch sie gelernt und ich habe es gesehen und erlebt. Es spielt keine Rolle, welcher Abstammung, Rasse, Religion oder Hautfarbe man angehört. Liebe ist Liebe, und sie überwindet alle Grenzen […]„
Aber all diese Überlegungen spielten für Martin Bashir mit seinem Projekt „Living with Michael Jackson“ und dem anschließenden „Skandal“ in den Medien keine Rolle. Übrig blieben nur die Schlagzeilen. Dazu Frank Cascio im Jahr 2011, der Michael Jackson von Kindheit an kannte und mit seiner Familie viele Nächte mit Michael Jackson verbracht hatte:
„Was Michael nicht nötig hielt zu erklären, und was Bashir nicht nötig hielt zu fragen, war, dass Michaels Suite in Neverland …. ein Versammlungsort war, mit einem Familienzimmer unten und einem Schlafzimmer oben. Michael erklärte nicht, dass die Leute dort herumhingen, und manchmal über Nacht bleiben wollten. Er erklärte nicht, dass er immer Gästen sein Bett anbot, und meistens auf dem Fußboden im Familienzimmer unten schlief. Aber, vielleicht am wichtigsten, er erklärte nicht, dass die Gäste stets nahe Freunde waren wie wir Cascios und seine ausgedehnte Familie. … Die Wahrheit war, dass irgendwelche Kinder nie nach Neverland kamen und in Michaels Zimmer blieben. So wie mein Bruder Eddie und ich es gemacht hatten, als wir jünger waren, Familie und Freunde, die über Nacht blieben, taten es aus ihrem eigenen Willen heraus. Michael erlaubte es einfach, weil seine Freunde und Familie es mochten, bei ihm zu sein. Tatsache ist, dass wenn er „sein Bett teilte“, bedeutete das, er bot sein Bett wem auch immer an, der darin schlafen wollte. Es mag Zeiten gegeben haben, in denen er ebenfalls oben schlief, aber gewöhnlich war er auf dem Fußboden neben seinem Bett oder unten auf dem Fußboden. Obwohl Bashir, aus offensichtlichen Gründen, auf dem Bett herumritt, wenn man die das gesamte, ungeschnittene Interview ansieht, ist es unmöglich, nicht zu verstehen, was Michael zum Ausdruck bringen wollte: Wenn er sein Bett teilte, meinte er, dass er sein Leben mit den Leuten teilte, die er als Familie betrachtete.“
Frank Cascio, befreundet mit Michael Jackson seit Kindertagen und bis ins Erwachsenenalter. 16
Der anlehnungsbedürftige Gavin Arvizo 2003 an der Schulter des Michael Jackson und an der Schulter der Mutter Janet Arvizo.
Bildquelle r.: Larry Nimmer. „Michael Jackson. A Case of Innocence“, Quelle nimmer.net. In diesem Augenblick hatte der Bezirksstaatsanwalt von Santa Barbara County Thomas W. Sneddon sein Opfer gefunden. Der Welt präsentierte Sneddon seinen Fund in Gestalt des Gavin Arvizo als das Opfer des Michael Jackson.
Bezirksstaatsanwalt Thomas Walther Sneddon Jr. hatte seit 1993 über die Beschuldigungen des Drehbuchschreibers Evan Chandler und seinem Sohn Jordan Chandler, den King of Pop über ein Jahrzehnt unter konstanter Beobachtung gehalten. Alle strafrechtlichen Ermittlungen gegen Michael Jackson waren ein Jahrzehnt ins Leere gegangen. Aber im Februar 2003, in einem TV-Ereignis, das die Welt erschütterte, soll also der Mann, der sagte, er sei Peter Pan, dem Staatsanwalt ein Präsent gemacht haben. Auf dem Sofa. Mitten in Neverland. Für 50 Millionen Zuschauer.
Und der Staatsanwaltschaft hatte über die Ausstrahlung von Bashirs Film sein Opfer gefunden: Gavin Arvizo.
Verwandte Artikel:
Quellen
- Living with Michael Jackson, Granada TV, American Broadcasting Company (ABC), Februar 2003, Quelle englische Version https://www.youtube.com/watch?v=-z34BKlCr9o; Quelle deutsche Version https://www.youtube.com/watch?v=NrQAeTEqnP0&list=PL0A10165F3BF108AC&index=1
- „MJ-Upbeat.com – (PT 2) – Michael Jackson 45TH Birthday“, 29.08.2003, abgerufen 05.07.2017, Geburtstagsfeier Jacksons in Neverland mit den Fans. „Oh, Bashir! I didn’t know what you meant. That guy is a rat.“ https://youtu.be/i-p7cIj97Uk?t=4m39s
- Rechtsanwalt Thomas Mesereau, Eröffungsplädoyer am 28.02.2005 zum Prozess „Das Volk gegen Michael Joe Jackson“, themichaeljacksonallegations.com/the-court-transcripts/
- Rechtsanwalt Thomas Mesereau, Eröffungsplädoyer am 28.02.2005 zum Prozess „Das Volk gegen Michael Joe Jackson“, themichaeljacksonallegations.com/the-court-transcripts/
- Rechtsanwalt Thomas Mesereau, Eröffungsplädoyer am 28.02.2005 zum Prozess „Das Volk gegen Michael Joe Jackson“, themichaeljacksonallegations.com/the-court-transcripts/
- Arvizo, Gavin – Zeugenaussage im Prozess „Das Volk gegen Michael Joe Jackson“, 2005.03.10.: Q. You told Santa Barbara Sheriffs in your 7 first interview, Mr. Arvizo, that Michael Jackson 8 called you about three times a week at the hospital 9 and you would talk for two or three hours at a time, 10 correct. 11 A. Yeah. During the — probably during the 12 period of when — in the beginning, of the first 13 few — two months of my cancer where I was actually 14 going and hanging out with Michael.“, reflectionsonthedance.com/03-14-05_FINAL__Gavin__3_Cross_by_Tom_.txt
- Arvizo, Gavin – Zeugenaussage im Prozess „Das Volk gegen Michael Joe Jackson“, 2005.03.10.: „8 Q. He invites your family to his home, correct. […] 11 Q. He lets your family stay at his home for 12 weeks, correct. 13 A. Yeah.“, reflectionsonthedance.com/03-14-05_FINAL__Gavin__3_Cross_by_Tom_.txt
- Arvizo, Gavin – Zeugenaussage im Prozess „Das Volk gegen Michael Joe Jackson“, 2005.03.10., abgerufen 2017.06.22., Q= Frage von Jackson Verteidiger Tom Mesereau/A= Antwort von Gavin Arvizo: „15 Q. You said he had been like a father figure to16 you, right.17 A. Yes.“, reflectionsonthedance.com/03-14-05_FINAL__Gavin__3_Cross_by_Tom_.txt
- Arvizo, Gavin – Zeugenaussage im Prozess „Das Volk gegen Michael Joe Jackson“, 2005.03.10., abgerufen 2017.06.22., „19 Q. You hadn’t been able to call Michael Jackson 20 by phone for many, many months before you were 21 filmed in the Bashir documentary, right. 22 A. No, I was not able — well, I didn’t have a 23 phone number….“, reflectionsonthedance.com/03-14-05_FINAL__Gavin__3_Cross_by_Tom_.txt
- Hultman, Ray, Diary of Juror No. 1, The Michael Jackson Trial: Thoughts& Opinions Recorded Daily, „Gavin apparently wanted to be in the movies, Michael said something to the effect, ‚Okay, well just consider this to be you audition.“ S. 44
- Jackson, Michael, Living with Michael Jackson, Granada. Television; Interviewer Martin Bashir, 02.2003, “You can have my bed if you want, sleep in it. I’ll sleep on the floor. It’s yours. Always give the best to the company, you know.”
- Eröffnungsplädoyer Staatsanwalt Sneddon im Prozess „People vs. Jackson, Michael Joe“, 2005.02.28., Sneddon: „The Arvizo boys spent the night with Michael Jackson. They did not sleep in bed with him. They slept in the bed. And it is true, Jackson slept on the floor.“, reflectionsonthedance.com/2005-Trial.html
- Jackson, Michael, Living with Michael Jackson, Granada. Television; Interviewer Martin Bashire. 02.2003, “You can have my bed if you want, sleep in it. I’ll sleep on the floor. It’s yours. Always give the best to the company, you know.”
- Outtake ab Minute 12., https://youtu.be/UjoIDfsckYY?t=769
- Boteach, Shmuley. The Michael Jackson Tapes: A Tragic Icon Reveals His Soul in Intimate Conversation: „She [Rose Fine] helped me a lot because she held my hand and cuddled me. After the show I would run to the room. We’d read and have warm milk and I needed that so badly. She would always say to me, “The door’s open,” and she would leave her door open.„,Vanguard Press. Kindle-Version.
- Cascio, Frank, My Friend Michael: An Ordinary Friendship with an Extraordinary Man, 2011.11.15.“ William Morrow, Seite 261/262